Wir erreichen mit dieser Landarztquote, dass mehr Ärztinnen und Ärzte nach dem Studium im Land bleiben und die offenen Stellen im ländlichen Raum besetzen.
Im Landtag Mecklenburg-Vorpommern wurden heute gleich drei Anträge in verbundener Aussprache eingebracht, die sich jeweils unterschiedlichen Maßnahmen zur langfristigen Sicherstellung der ärztlichen bzw. hausärztlichen Versorgung in MV widmen.
- Antrag für eine gemeinsame Länderstrategie zur Ärzteausbildung
- Initiative zur vermehrten Gewinnung von Ärztinnen und Ärzten (“Mecklenburg-Vorpommern begeistert - Mehr Ärztinnen und Ärzte für Mecklenburg-Vorpommern gewinnen”)
- Ausweitung der Landarztquote auf den Bereich der Zahnmedizin Unterversorgung im Flächenland vermeiden
Herausforderung Flächenland MV
In einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern ist die Arbeit der Hausärzte und Hausärztinnen unverzichtbar und entlastet das System der spezialisierten Fachärzte sehr. Der demografische Wandel allerdings und der daraus resultierende Ärztemangel aufgrund eines steigenden Bedarfes an Ärzten, stellt uns gerade als Flächenland vor besonders große Herausforderungen.
Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten in MV im Vergleich
Deutschlandweit herrscht aktuell mehr Bedarf an Absolventinnen und Absolventen der Humanmedizin als derzeit an den Universitäten in Deutschland ausgebildet werden, um die altersbedingt aus der Patientenversorgung ausscheidenden Ärztinnen und Ärzte zukünftig ersetzen und gleichzeitig den steigenden Behandlungsbedarf aufgrund des steigenden Alters der Bevölkerung auffangen zu können. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach spricht in diesem Zusammenhang von ca. 5000 zusätzlichen Studienplätzen die deutschlandweit benötigt werden.
Mecklenburg-Vorpommern bildet, gemessen an seiner Einwohnerzahl im Vergleich der zu den anderen Bundesländern, die zweitmeisten Medizinstudierenden der Republik aus und trägt dadurch hohe Kosten die im Zusammenhang mit der Bereitstellung von Medizinstudienplätzen entstehen. Jedoch führt dies nicht zuverlässig dazu, dass unser Personalbedarf im ärztlichen Bereich gesichert ist, da leider ca. 50 bis 60% unser Absolventinnen und Absolventen im Fach Humanmedizin nach dem Ende ihrer hochschulischen Ausbildung unser Bundesland verlassen. Wir haben hier die paradoxe Situation, dass wir einerseits im Land ausreichend Mediziner ausbilden, andererseits aber Stellen im Land nicht mit Medizinern gerade im ländlichen Raum besetzt werden können. Eine Erhöhung der Studienplätze in MV, um beispielsweise 100 Plätze pro Jahr, wie in vergangenen Anträgen der Opposition gefordert, wird das Problem des Ärztemangels nicht nachhaltig lösen, sondern lediglich immense Kosten verursachen. Ein Medizinstudienplatz kostet das Land über die Gesamtdauer des Studiums rund 200.000 € pro Absolvent.
Um Deutschland und auch Mecklenburg Vorpommern langfristig gut aufzustellen und dafür Sorge zu tragen, dass genug Ärztinnen und Ärzte ausgebildet werden, benötigen wir eine faire Vereinbarung zwischen den Bundesländern unter Beteiligung des Bundes, damit Studienplatzkapazitäten dort erhöht werden, wo derzeit noch zu wenig ausgebildet wird.
Reform der ärztlichen Aprobationsordnung
Zudem begegnen wir einer weiteren Herausforderung: Mit der anstehenden Reform der ärztlichen Approbationsordnung wird erwartet, dass für die Universitäten ein finanzieller Mehrbedarf von bis zu 15% entsteht. Bei gleichbleibendem Budget zöge diese Reform effektiv eine Absenkung der Studienkapazitäten nach sich. Dies wäre allerdings in der aktuellen Situation das komplett falsche Signal und äußerst schädlich für die Sicherung der medizinischen Versorgung im Land. Daher muss der Bund seine Reform auch finanziell untersetzen.
Landarztquote für mehr Ärztinnen und Ärzte im ländlichen Raum
Ein zentrales Problem bei der Studienplatzvergabe ist, dass aktuell bis zu 20% der Studienplätze per Vorabquote für Bewerberinnen und Bewerber vorgehalten werden, die entweder im Zweitstudium sind, die einen besonderen Härtefall nachweisen können, die keine deutsche oder europäische Staatsangehörigkeit haben oder sich verpflichten nach Abschluss ihres Studiums in einer unterversorgten Region in Mecklenburg-Vorpommern tätig zu werden. Diese sogenannte Landarztquote ist aus unserer Sicht ein gutes Instrument um die eingangsbeschriebene paradoxe Situation, dass einerseits ausreichend Medizinerinnen und Mediziner ausgebildet werden, andererseits aber Stellen im ländlichen Raum unbesetzt sind, zu lösen. Wir erreichen mit dieser Landarztquote, dass mehr Ärztinnen und Ärzte nach dem Studium im Land bleiben und die offenen Stellen im ländlichen Raum besetzen.
Wir möchten, dass die Bundesländer hier mehr Gestaltungsspielraum über die bereits genannten 20% hinaus erhalten und im Effekt mehr Studierende über die Landarztquote im Land verbleiben können. Dies würde uns die Möglichkeit geben, die Landarztquote von derzeit 7,8% innerhalb der erhöhten Vorabquote deutlich zu erhöhen. Dies kann aber nur auf Bundesebene in Absprache mit den anderen deutschen Ländern erfolgen.
Die Sicherung der ärztlichen Versorgung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nur durch gemeinsames Handeln bewältigt werden kann. Wir als SPD Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern werden weiterhin mit aller Kraft daran arbeiten, dass die Menschen in unserem Land die medizinische Versorgung erhalten, die Sie benötigen. Die vorgestellten Maßnahmen sind hier ein guter Schritt dieses Problem zu lösen. Lassen Sie uns gemeinsam dafür Sorge tragen, dass Mecklenburg-Vorpommern ein Land bleibt, in dem alle Menschen gut und gerne leben.